Editorial
Politics of Type
Gestaltung ist niemals neutral, und jede Design-Entscheidung, ist durch unsere eigene Haltung, Wahrnehmung und Prägung bedingt. Während der Diskurs über die gesellschaftspolitische Dimension von Grafikdesign bereits seit hundert Jahren immer wieder in Wellen geführt wird, bleibt es um einen essenziellen Teil der Disziplin oftmals still: die Typografie. Politics of Type fokussiert sich mit einer kritischen Betrachtung hingegen auf die politische Dimension von Schrift und Typografie und stellt unbequeme Fragen:
Für welche Sprachsysteme gestalten wir, und nach welchen Prinzipien werden entsprechende Zeichen(-systeme) dann gestaltet? Wie transportieren Zeichen Bedeutung und reproduzieren Stereotype? Wie beeinflussen Schriftgestaltung und Schriftwahl unsere Wahrnehmung von Inhalten? Wie sind Schrift und Macht verwoben? Wie machen wir mit Schrift Inhalte zugänglich oder unzugänglich? Wo deckt sie auf, wo verschleiert? Wie gehen wir im Layout mit Schrift um, welche Barrieren setzen wir? Nach welchen Prinzipien etablieren wir Hierarchien und Ordnung in der Gestaltung?
Aber auch: Wer bestimmt eigentlich den Zugang zu Schrift und Schriftsoftware, wessen Arbeiten werden auf dem Markt repräsentiert und wessen nicht? Wie schöpfen wir Wert aus Schrift und wie denken wir über Schrift als Produkt oder Dienstleistung nach? Können, sollen, müssen wir Schrift von Schriftgestalter*in trennen? Und wer sind wir eigentlich als Schriftgestalter*innen?
Politics of Type entstand von 2020 bis 2022 als mein Masterprojekt im M.A. Kommunikationsdesign an der Hochschule Mainz. In den letzten Jahren durfte ich mich freuen, verschiedene Vorträge und Gastvorlesungen zu dem Projekt halten zu drüfen. Im Sinne der besseren Zugänglichkeit der Recherche-Ergebnisse ist eine Web-Umsetzung des Projekts in Planung.